Meine Vorstellung von der Zucht

Marderkaninchen zählen zu den spalterbigen Rassen. Interessant ist, dass keines der Tiere ob russenfarbig/ albino, tymarderfarbig oder dunkelmarder-farbig gesundheitliche Probleme wie die Schecken kennen.

Diese Rasse ist nicht unbedingt für Anfänger geeignet, jedoch war ich 1987 auch noch ziemlich jung und was die Kaninchenzucht betraf "grün hinter den Ohren". Für diese Rasse mußt du Herzblut, Beharrlichkeit und eine Portion Ausdauer mitbringen. Auch darf ich nicht Schwierigkeiten und Rückschläge meiden. ABER: ihr glaubt es nicht wie hoch die Spannung an einem Wurftag steigen kann. Wenn bei der ersten Nestkontrolle alles gesund und munter vorgefunden wird und viele hellblaugraue "Ninchen" gezählt werden.

Die Deckfarbe der Marderkaninchen (Typmarder) ist je nach Farbschlag braun oder blau in heller bis mittlerer Tönung. Eine "Einheitstönung" wird es wohl nicht geben. Und so verwundert es auch nicht wenn es bei Bewertungen schon allein in der Position "Deckfarbe" Neigungen bei den Preisrichtern gibt. Wir sollten und müssen es so aktzeptieren. 

Was wir nicht mehr aktzeptieren sollten, sind die unterschiedlich geschulten Preisrichter in den Landesverbänden.

Wir füllen die Käfige mit sehr attraktiven Tieren. Der Besucher verharrt und bestaunt unsere "Exoten". Wir bezahlen das gleiche Standgelt und können dafür auch gleiche Behandlung/ Bewertung unserer Tiere erwarten.

Manchmal scheint unsere Erwartungshaltung bei einigen "Weißkitteln" sehr schwach ausgeprägt zu sein.

Wir Clubzüchter stellen natürlich in unseren Landesverbänden aus. Und so liegt es manchmal für mich auch nahe, dass ich schnell mal in Leipzig und Co. vorbeischauen kann. Die Differenzierungen bei den Positionen Abzeichen und Deckfarbe sind oftmals zu oberflächlich oder nicht selten wegen Unwissenheit doppelt bestraft [hier fehlt Schulung !!!!].

Wir Clubzüchter und jeder interessierter Züchter sollten die Chance ergreifen, bei den jährlichen "Bundes-Club-Treffen" zu Himmelfahrt wenigstens den Schulungen am Samstag einen Besuch abzustatten. Hier wird informativ und aktuell die Marschroute für den Zuchtstand vorgegeben.

Ich glaube, dass in den letzten Jahren unsere Kalifornier- und Großmarderzüchter den größten Nutzen davon ziehen konnten.

 

Über den Rücken zieht sich ein etwa 8 cm (wer misst schon?!) , beim Großmarder 8-10 cm breiter, nicht scharf abgegrenzter dunkler "Streifen". Dieser Farb beginnt nicht im Genick, sondern etwa dort, wo die auf den Rücken gelegten Ohren des Tieres enden [Praxis:   ich lege meine geschlossene Hand flach auf - von den Fingerspitzen bis zum Knöchel umschreibt etwa o.g. Streifen]. Was ist der "dunkle Streifen" - diesen Farbton darf ich nicht  in der Tönung der Augeneinfassung oder gar der Maske verstehen, richtigerweise des "Oberarms" der Vorderläufe oder der Hinterschenkel. Die Maske, die Ohren, Läufe und die Blume der Marderkaninchen sind dunkel [schwarz-braun bzw. dunkles taubenblau] gefärbt, dabei soll die dunkle Farbe der Läufe über der Sprunggelenke reichen. Sie läuft nach oben hin dezent aus.

Die Kopfzeichnung umfasst die Maske, die die Schnauze dunkel färbt und nicht über die Augenhöhe [ich meine unterhalb] reicht und ist der schönen Kopfzeichnung zuträglicher, die Augen sind dunkel getönt eingefasst. Die Ohren sind ebenfalls dunkel gefärbt, der Ansatz ist (wenn möglich) gut abgegrenzt und sollte keine Mellierung aufweisen. Unterhalb der Augen befindet sich der Backenpunkt, aus dem immer ein Tasthaar hervorgeht. Durch die Maske, Augeneinfassung und die Ohrenfärbung bildet sich auf der Stirn der Tiere das so genannte Marderkreuz [Spiegel], zwei sich kreuzende helle Streifen, die sich zwischen Augeneinfassung und Ohrenansätzen quer über die Stirn und von der Maske bis in das Genick ziehen. Ist die Maske zu groß [oberhalb der Augen]und ist das Marderkreuz nur schwach angedeutet oder gar nicht vorhanden, fehlt sofort das"Schönheitsmerkmal" am Kopf. Dieses Kreuz sollte man wiederum nicht in so klarer Form und Farbe wie die Plesse eines Hundes oder Pferdes erwarten. Ist der Spiegel farblich gut ausgeprägt und nicht nur angedeudet, kann ich i.d.R. von einer ordentlichen Ausbildung aller Abzeichen ausgehen. Im Umkehrschluss kann das heißen, dass ein viel zu dunkler Kopf = zu dunkle Deckfarbe bewirken kann. Das bedeutet i.d.R. Kritik in der Bewertung der Pos. 4 - macht das Tier aber durchaus, wenn benötigt für die Zucht interessant und brauchbar.

ABER: das reicht mir nicht. Ich betrachte mir die Krallen, besonders die hinteren, sind sie durchgängig dunkel hornfabig oder nur der Krallenrücken bedeckt. Ist das Tier insgesamt auch vom helleren Farbtyp, sollte man trotzdem keine Abstriche an der dunklen Hornfarbe machen. Es gibt diese Tiere.

Was macht die Position Unterfarbe? "Sie sollte zum Verhältnis der Deckfarbe angepasst sein."  Meistens wird oberflächlich nur der Rücken kontrolliert, man muss sich aber angewöhnen auch die anderen Körperstellen zu prüfen. Oberschenkel, Brust und Flanken verraten viel mehr und lassen diese Position deutlich besser bewerten. Man wird erstaunt sein, welche Unterschiede es gibt. Meine Tiere leiden des öfteren unter "aufgehelltem Haarboden". Auch wenn dieser "Mangel" nicht ausdrücklich umschrieben ist, hier gibt es noch einen halben Punkt mehr zu holen. Ich denke aber, dass wir nicht das Blau des Kleinchin erwarten dürfen. Das wäre unsäglich übertrieben. Durchgängiges Vorhandensein bei leichter Verdünnung zum Haarboden ist warscheinlich die Lösung. Bei der Bewertung zwischen 9,0 bzw. 10,0 Punkte wird gerade hier einiges verkannt und teilweise zu pauschal gerichtet.

Typische Marderkaninchen werden bronzefarbig geboren. Mit den mehrfachen Fellwechseln erfolgt die Umfärbung zur rassetypischen Färbung. Das "Hochzeitskleid" i.V.m dem entsprechend  Ausstellungsgewicht sollte bei 6 bis 7 Monate erreicht sein. Schwere Zuchtstämme (z.B. Waldemar Krone und Gerd Füssel) schaffen dies teilweise bereits mit der Vollendung des 5 Monats. Gute Fellträger zeigen ihre Schönheit auch noch einige Monate länger. Ein Jahr bei Rammlern ohne Fleckigkeit ist bei mir schon fast die Regel und ermöglichen durchaus ein mehrfaches Ausstellen/ Saison. Häsinnen unerliegen idR. deutlich intensiveren Hormonschwankungen. Trotz gleicher Fütterungsweise ist von einer zeitigeren Umhaarung auszugehen. Gute Fellträger zeigen aber nach der Umhaarung zwar dunklere und teilweise (nicht mehr so intensiv) ein klares Erscheinungsbild. Es ist oft so, dass diese Tiere ziemlich stabil in der Vererbung sein können.

Seit vielen Jahren stellt Anfon Falkner (Thyrnau/ Hunsdorf) den Zuchtversuch an, die Fellstruktur dahingehend zu ändern, dass das Haar insgesamt dünner ist und dadurch die normale Fleckigkeit hinausgezögert werden kann. Scheinbar ist das der Weg, der für verbesserte Schaubeschickungen beiträgt. Frühzeitige oder dauernde Fellwechsel oder gar Fleckigkeit machen der Marderkaninchenzucht zusätzliche Schwierigkeiten. Die Erörterung der möglichen Gründe erfolgt in einem anderen Kapitel.

 

Geschwister - 3.0

Der Schaubesucher bekam jahrzehtelang nur den Typmarder zu sehen. Seit Oktober 2018 "dürfen" wir auch die homozygoten Russenmarder und Dunkelmarder als Einzeltiere ausstellen. Deren Anzahl ist jedoch weiterhin sehr eingeschränkt sichtbar und dem Selbstbewußtsein des Ausstellers/Züchters geschuldet. Die Preisrichter "müssen" sich noch dran gewöhnen! 

Laien stehen in meiner Stallanlage und bewundern auch die Dunkelmarder. Das ist der wahre weil reinerbige Marder.

Das die Marderzucht viele Zuchtoptionen erlaubt und damit sehr interessant sein kann, weiß kaum jemand. Deshalb werde ich ganz bewußt immerwieder darauf verweisen, dass das Marderkaninchen spalterbig ist und daraus eine stets interessante Zuchtarbeit ermöglicht wird. Deshalb benutze ich auch mit Absicht das Bild der drei Brüder. Jeder soll von Anfang an sehen und sich verinnerlichen, dass das wahrgenommene Marder auf der Ausstellung nur ein Zuchtziel verfolgt. Keiner der sich mit Marder oder auch marderfarbige Rassen beschäftigen will und bei den wenigen Züchtern in Deutschland kauft, soll hinterher über den "bunten Wurf"enttäuscht sein. Marderkaninchen mit Erfolg züchten bedeudet auch mit Akrepie und Fingerspitzen arbeiten.

 

Die im Standart beschriebenen so genannten Typmarder [Bastarde] sind spalterbig, d.h. Verpaarungen untereinander führen nur zu 50 % typgerecht gezeichneter Tiere, je 25 % sind so genannte Dunkelmarder und 25 % Russenmarder (in manchen Zuchtlinien auch Albinos). Diese prozentuale

Aufteilung versteht sich jedoch als Theorie – Häsin mit ~ 100 Nachkommen bei gleicher Verpaarung - welche 0.1 schafft das schon.

Die Färbung der Marderkaninchen wird durch den zur Albinoserie gehörenden Marderfaktor hervorgerufen. Das deutsche Symbol für diesen Faktor ist am. Beim braunen Farbschlag ist der Marderfaktor kombiniert mit dem Einfarbigkeitsfaktor g (a) beim blauen Marder ist zusätzlich der Faktor d für die Verdünnung des schwarzen Pigments vorhanden. Marderkaninchen sind in den Farbschlägen braun und blau zugelassen. Dies gilt für alle anderen Rassen auch. NUR bei den Großmardern in blau wurschtelten unsere Oberen mit der Anerkennung ziemlich 11 Jahre herum. Im Oktober 2012 durften endlich "anerkannte blaue Großmarder" durchbewertet werden. Welch eine "deutsche" Leistung!??

Der (nicht anerkannte) chinchillafarbene (korrekter: wildfarbene, da ja eine andere Mutation als der Chinchillafaktor vorliegt) Typ hat die Erbformel: amBCDG/ anBCDG (Deutsche Symbolik) bzw. ABcchi3DE/ABch3DE (Englische Symbolik) Bei allen Farbschlägen kann anstelle des Russenfaktors auch der Albinofaktor vorliegen, diese Kombination führt lediglich zu einer etwas helleren Unterfarbe. Diesen Farbenschlag hatte Ende der 80-er Jahre bereits Siegfried Elschner aus Schleiz in ansprechender Qualität gezüchtet. Zugelassen hat er diese aber auch schon nicht zu VKSK-Zeiten bekommen. 1989 hatte ich so ein Tier mal bei den Großmardern im Nest sitzen. 

 

0.1 Typmarder, gleichmäßig entwickelt Wurf - Fehlfarben sind kein Ausschuss oder nur Schlachter, sie können sehr wohl sg Zuchttiere und Vererber werden.

Dies bedeudet jedoch auch, ich muss entsprechende Buchten vorhalten und mich auch auf Mehrkosten bei der Fütterung einstellen können.


2 x Russenmarder, braun
2 x Typmarder, braun
2 x Dunkelmarder, braun

0.1 -  zur BS in Bremen erworben (Züchter: Waldemar Krone)

 

Ebenfalls auf die Wirkung des Marderfaktors geht die Färbung des Siamesenkaninchens zurück. Bereits Joppich erwähnt, dass ihm aus den von Thomsen übernommenen Beständen wiederholt Tiere mit der Färbung der Siamkatze fielen. Zur Geschichte und Besonderheiten des Siamesen-Kaninchens verweise ich auf die zahlreichen Artikel und die Fachfibel unseres Clubobmanns Joachim Kapp aus dem thüringischem Triebes.


Die Gewichtsentwicklung und Stabilisierung des Typs sind weiterhin Aufgaben in der Zucht. Das Marderkaninchen ist in Pos. 2 mit leicht gedrungen und mit ansatzlosen Hals beschrieben. Wer sich die Bundes- oder Clubvergleichsschauen zu Gemüte zieht,wird feststellen müssen, dass auch hier einige Unterschiede zu erkennen sind. Vom teilweise gestreckt bis "sportlich" und teilweise gedrungen wie ein Kleinchin. Auch habe wir in der Gewichtentwicklung eine starke Streuung. Ja dies ist durch die großzügige Vorgabe von 2,51 bis 3,25 kg möglich. So muss jeder für sich den rechten Weg finden. Für meinen Zuchteinsatz verwende ich

Rammler:  2,60 bis 2,75 kg im Ausstellungsalter; Alt 1.0 max. 3,2 kg

Häsin:       2,75 bis 2,90 kg im Ausstellungsalter; später max. 2,9 bis 3,40 kg