22.01.2024/ 12:15

Vor einigen Wochen war ich von Andrè Fischer in Kenntnis gesetzt: es soll eine offizielle Vorstellung der Rasse des Jahres am 20. Januar 2024 im Ring der Tierschauhalle 25 um 13.00 Uhr geben! Das machte schon mal neugierig. Dieses Jahr sind die Angorakaninchen, Luxkaninchen und unsere Marderkaninchen auserkoren worden. Im Anschluss der großen Tierpräsentation fand dann im HUB 27 von 14.15 - 17.30 Uhr  zu den drei Kaninchenrassen ein Symposium (siehe nach den Einzelheiten) statt. 

Die GEH (Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.) wählt am Samstag die Kaninchenrasse des Jahres anlässlich der Grünen Woche in Berlin

@ Bild-Quelle: GEH

Am 20.01. habe ich mich erst einmal nach Woltersdorf aufgemacht um Andrè abzuholen. Wir sind dann mit seinem Flitzer nach Berlin zur Messe aufgebrochen um rechtzeitig in der Halle 25 (Tierhalle) anzukommen. Natürlich waren die Parkplätze weit um die Messe am Funkturm belegt, so dass wir in Richtung Olympia-stadion gefahren sind von wo aus Shuttlebusse zur Messe eingesetzt werden sollten. So sah ich auch zum allerersten Mal das Stadion von außen. Der Parkplatzt war gegen 11:30 Uhr auch schon brechend voll. Nach einer Weile fanden wir auf dem riesen Areal dann endlich die "super ausgewiesenen Haltestellen". Am Messegelände angekommen ging es für mich auch zum ersten Mal in diese Messe (Grüne Woche) überhaupt. Es ging reibungslos mit QR-Code vom Handy durch eine Erste Halle in die Menschenmenge an Besuchern. Was es da zu sehen gab, ich habe es nicht wirklich registriert. Ein Krapfen zu Mittag auf die Faust und hinter Andrè hinterher zur Halle 25 an den Messestand der GEH. Ein paar bekannte Gesichter wie meinen Clubfreund Christian Leupold mit Frau, den LV-Vorsitzenden von Mc-Pom, Peter Kalugin und den Obmann Öffentlichkeitsarbeit des ZDRK Markus Ebert und Vertreter der GEH begrüßt. Mit großen Augen habe ich mir die Gehegeanlage für unsere drei Rasse mit Tieren bestaunen dürfen. Für meine bescheidenen Verhältnisse meiner Zuchtanlage verglich ich das mit top ausgestatten Chalets. Es dauerte nicht all zu lang und für die gesamte Tierpräsentation der GEH vom Rind, Esel, Schaaf und unseren Kaninchen machte sich der Tross zum "Einlass" in eine riesige Halle auf. Mitten darin waren die Tische für die Kaninchen platziert. Neben den Eröffnungsreden des Vorsitzenden der GEH Karl-Heinz Göpel, der Geschäftsführerin  Anke Feldmann und dem Kaninchenkoordinator der GEH Frank Volkmann wurden der zahlreich anwesenden Besuchern in den Tribünen und Rängen die Kriterien und dann durch die Züchter die einzelnen Rassen vorgestellt. Großes Kino mit Kamera und Videoleinwand.                                                                                              

Zu 14.15 Uhr war in der Halle 27, als rund 1,5 Hallen vor dem GEH-Stand ein Symposium in einem Seminar-raum angesetzt. Wir mussten mit dem Tross durch den Besucheransturm hindurch. Angekommen, die Technik vorbereitet, einen kleinen Imbiss eingenommen, so dass die Veranstaltung leicht verspätet begann. Das Symposium wurde dann noch einmal offizielle eröffnet und dann ging es in die Materie.                            Mit Peter Volkmann als Kaninchenkoordinator gab es eine Einführung, auch für mich interessant, was und wie die Rote Liste entstanden ist und welche Kriterien seit Jahren nunmehr für jegliche Tierform in der GEH Anwendung findet. Am Ende seines Vortrages ging es dann speziell um die "Gefährdungseinstufung" bei unseren Kaninchen. 

Im Anschluss folgte vom Referent für Schulung und Zuchtwesen im ZDRK, Markus Eber ein Vortrag über die Herausforderung der Erhaltung gefährdeter Rassen. Er stellte den Anwesenden kurz den Aufbau und Strukturen des ZDRK vor. Im Besonderen erörterte er die seit längerem, jetzt aber teilweisen akuten Schwierigkeiten der Erhaltung aktiver Vereinsstrukturen durch Überalterung und damit dem Verlust von Zuchten und Kaninchenrassen. Im Fall der letzten Bundesschauen zeigt er auf, dass die finanzielle Unterstützung der Züchter und Züchterinnen für die Erhaltungsrassen zumindest ein Aufhalten des Abwärtstrends zu verzeichnen ist. Dem kann ich für die Marderkaninchen beipflichten, muss aber auch sagen, dass bei genauer Analyse der AusstellerInnen kaum ein neuer Name auftaucht. Es sind altbekannte Zuchten die sich wie im Fall der 36. BS in Leipzig getraut haben zu melden. Unsere Rasse stagniert weiter! Und mit den Abgängen wie Alfons Falkner (Thyrnau) und seit diesem Jahr mit Waldemar Krohne (Dohren) verliert die Marderkaninchenzucht alte erfahrene und erfolgreiche Stützen.

Ja es ist ein ordentlicher finanzieller Posten den der ZDRK für "uns" cofinanziert, nur wird sich die Situation nicht verbessern. Ich weiß nicht ob es nur die GEH ist, die sich auf die Fahnen geschrieben hat die gefährdeten Rassen irgendwie mit gesundem Genpool über Wasser zu halten. Ich benötige auch nicht "diesen Staat" für mein Hobby, mir wäre ein intakter Verein, eine gesunder Club sowie ein scheinbar intakter Verband vollkommen ausreichend. Mir ist auch nicht bekannt in welcher Form die förderalen Strukturen der Erhaltung/ Förderung dienlich sind. Angeblich sind ja die einzelnen Bundesländer in Verantwortung. In meinem Land Sachsen-Anhalt habe ich davon noch nichts mitbekommen. Kein Futtergutschein oder gar eine Impfkosten-pauschale. Ich fühle mich in meinem Handel noch frisch und ehrgeizig, auch kann ich mir das Hobby leisten. Wie lange noch vermag ich nicht zu sagen. Pessimismus bei Seite, für die nächsten 12 Monate bis zur BundesRammlerschau in Magdeburg steht ein Ausstellungskalender wo ich dann in das 28. Jahr meiner Braunmarderzucht einsteigen werde. 

Als nächster Referent ist mit Peter Kalugin ein Angorazüchter gewonnen worden. Ein Verbandsvertreter des ZDRK und LV-Vorsitzender von Mecklenburg-Vorpommern erörtert die Situation um die Angorazucht in Deutschland. Weil ich mich persönlich kaum um andere Rasse bemühe ist, für mich schon interessant zu erfahren, dass Angorakaninchen mit zu dem Ältesten an Rassen darstellt was es so in Europa/ Deutschland gibt. Und, dass falls diese Rasse aussterben sollte, wahrscheinlich nicht wieder nach zu züchten geht. Eine Rasse in der europäischen Geschichte, die in über 300 Jahren Höhen und Tiefen erlebt und überstanden hat. Überstanden, weil mehrfach in der Geschichte der Staat durch Förderung "eingegriffen hat". Diese Rasse lebt wahrscheinlich nur noch durch Enthusiasten. Keine Förderung seit Jahren, Dauerbeschuss auf die Rasse und deren ZüchterInnen von Seiten sogenannter Tierschützer, die Wolle von ganz wenig "Verrückten" versponnen und das hervorragende Kaninchenfleisch im allgemeinen nicht gewürdigt. Bilder von Haltung, Pflege und Schur waren beeindruckend geschildert und durch ein beiwohnendes älteres Züchterpaar (Name mir nicht bekannt) am Ender der Veranstaltung hervorragend untermauert.

Und es war dann schon einiges nach 16.00 Uhr, kam der Auftritt meines Zuchtfreundes Andrè Fischer. Ihm wurde die Erhaltungsrasse Marderkaninchen als Referent anvertraut. Wie von mir oben beschrieben scheint die Situation noch nicht brenzlich, mit der Einstufung "extrem stark gefährdet" schrillen hoffentlich bei manch Verantwortlichen die Alarmglocken. Er verzichtet auf die Entstehungsgeschichte und geht in seiner Erörterung auf Selbsterlebtes aus den 90er Jahren bei den Siamesenkaninchen ein, die ja vom Grund nochmals farbverdünnte Marderkaninchen darstellen. Hier lagen bereits erschreckende Beeinträchtigungen vor, die er nicht wieder durchmachen möchte. Wenn es einer Rasse wieder so schlecht gehen sollte, ist es seiner Meinung nach ganz schnell um sie geschehen. Die Abkehr durch die Züchterschaft sollte in der heutigen gesellschaftlichen Situation noch viel schneller verlaufen. So schlägt er in Richtung der beiden ZDRK-Vertreter ein gezielte Zuchtarbeit über zum Beispiel verantwortungsvollem Einkreuzen speziell geeigneter Rassen vor und aktuell mahnt er eine zügige Veränderung im Ausstellungswesen von Erhaltungsrassen, insbesondere den spalterbigen Rassen an. Der Wille, tierschutzrechtliche Aufwertung durch Zulassung der homozygoten Tiere in den Standart war und ist zu begrüßen. In punkto Ausstellung und Wettbewerb ist es aber mit der Einzeltierausstellung nicht genügend Aufmerksamkeit gezollt. Hat hier für die Rasse der Mut gefehlt? Die teilweise hervorragenden homozygoten Vererber und Rassevertreter bekommen so jedenfalls nicht für die erforderliche Erhaltung der Rasse so wichtige Wertschätzung. Hier sollte bewusst der Wille und die Möglichkeiten der Züchterschaft Unterstützung finden. Vielleicht mögen in der AG der Marderkaninchen auch mal neue Wege beleuchtet, beantragt bzw. ausprobiert werden. Es biete sich die Clubvergleichsschau 2024 in Thüringen doch an.   Ich habe zur BS in Leipzig 2 russenfarbige und 2 dunkelmarderfarbige Tiere gestellt! Warum?  1. weil die Tiere durch Förderung relativ günstig gezeigt werden konnten und 2. die Preisrichter von den wenigen Marderkaninchen auf deutschen Schauen auch mal fehlfarbige Marder zum Trainieren auf dem Tisch bekommen sollten. 

Andrè Fischer schlägt hier die Einführung speziellen Kollektionen vor, die die Züchterschaft fördern und fordern mögen.

Fazit der Veranstaltung: ich zähle zu einer der Verrückten die nichts unterlassen die Marderkaninchen in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Für deren Erhaltung zu "arbeiten und werben"!  Ja unser Marderkaninchen sind neben den Angorakaninchen und den Luxkaninchen Erhaltungsrasse des Jahres 2024 bei der GEH geworden. Und ich unterstelle mal vorsichtig mit einer Hypothese: wer kennt die GEH und/ oder deren Arbeit unter den Kaninchenzüchtern? Mal schauen was da diese Jahr passieren könnte, ich gehe davon aus "nicht wirklich viel" es sei denn wir drei Zuchtfreunde und noch 1-2 befeuern das Errungene auf unseren diesjährigen Veran-staltungen eigenverantwortlich aus eigener Tasche. Es war ein sehr schöööner langer Tag, ich habe neue Leute kennenlernen dürfen, die mit noch viel mehr Weitblick auf Kühe, Schafe und Co acht geben müssen. Ob diese schon gegen den Strom schwimmen, ich weiß es nicht. Bestimmt sind die Mitglieder der GEH ebenso positiv verrückt. In diesem Sinne, bleibt gesund! Ich wünsche uns im Jahr des Marderkaninchens ein GUT ZUCHT und eventuell ein paar Interessenten.